Da wir für die Staatsoper keine Karten bekommen haben, sind wir in die Volksoper ausgewichen. Wie es sich für einen echten Wien-Besuch gehört, lief dort zufällig die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart. Helmut Lohner hat den Klassiker etwas modernisiert. So tragen viele Darsteller Kostüme, Anzüge und Zylinderhüte. Das Ganze ist aber so moderat, dass man getrost dort buchen kann. Ein runder, am oberen Ende durchbrochener Steinkreis bildet eine Bühne, aus der zu Beginn die übergroße Schlange mit viel Nebel aufsteigt. Im Jahrhundertwendekostüm besiegen die tapferen Damen dieses Ungetüm, das wieder im Bühnenboden verschwindet. Der nun auftretende Papageno mit Anzug und Hosenträgern, aber mit Flöte, rühmt sich der Tat und bekommt prompt von den Damen ein Schloss vor den Mund. Die Königin der Nacht erscheint mit einem schwarzen Schleier und präsentiert Tamino eine große Projektion von Paminas Bild, in das sich der wackere Jüngling sofort verliebt. Im Hintergrund sieht man eine große Mondscheibe. Tamino beschließt, Pamina zu befreien und wird von keinem geringeren als drei Wiener Sängerknaben zum bösen Zauberer Sarastro geführt. Zuvor entfernt man noch das große Schloss vom Munde des Papageno und auf geht es. Monostratos, der Mohr, ist nur schwarz gekleidet. Auf das schwarze Anmalen verzichtet man dezent. Dennoch ist er in finsterer Manier hinter Tamina her. Papageno erreicht als Erster den Palast von Sarastro und verkündet, dass Rettung unterwegs ist. Tamino muss sich unterdessen an drei großen Türen entscheiden, welchen Weg er nehmen wird. Auf den Türen stehen: Natur, Weisheit und Vernunft. Papageno und Tamina fliehen unterdessen und werden von Monostratos mit einem Netz gefangen. Zur Rettung ertönt jetzt ein Glockenspiel und die Gefolgschaft von Monostratos muss zu den Klängen tanzen. Monostratos nimmt nun Pamina in den Palast auf und beschließt, dass Tamino noch geläutert werden muss. Das Volk in sonnengelben Gewändern besingt Sarastro.
Auf seinem Sonnenthron nimmt Sarastro im zweiten Akt Platz. Die Weisen erscheinen mit goldener Schärpe im Fin-de-Siècle-Outfit. Sie haben auch Fackeln dabei, die den runden Saal erleuchten. In weißen Gewändern müssen sich nun Papageno und Tamino den Prüfungen der Eingeweihten unterziehen. Die drei Damen erscheinen wieder umgezogen mit Zylinder und prophezeien den Prüflingen den nahen Tod. Pamina hat in einer Hängematte unter einem stilisierten Baum Platz genommen. Bei der nun folgenden Rachearie der Königin der Nacht, sieht man wieder die Mondscheibe. Die Bühne ist rot erleuchtet und Pamina bekommt einen Dolch in die Hand, mit dem sie Sarastro töten soll. Monostratos entreißt ihr aber den Dolch und erpresst Pamina nun mit dem geplanten Anschlag. Sarastro ist dagegen von der Unschuld Paminas überzeugt und bietet ihr die offene Brust an und geht auf Pamina mit dem Dolch zu. Die erste Prüfung ist Schweigen, die natürlich Papageno total vermasselt. Tamino ist dagegen standhaft und antwortet auf Paminas Fragen nicht. Als Belohnung erscheint eine hässliche, alte Hexe mit Gebiss. Sie bringt Papageno Essen in Form eine Karotte und sagt, dass sie die Geliebte Papagenos wäre, was dieser natürlich für einen schlechten Witz hält. Papageno muss bei den folgenden Prüfungen mit Feuer und Wasser nicht mehr mitmachen. Ein weiteres Mal erscheint Papagena als alte Frau. In etwas derber Manier setzt sie sich auf Papageno. Egal ob Missgeschick oder Teil der Inszenierung: Sie verliert beim Sprechen ihr Gebiss und steckt es mit der Bemerkung: Milchzähne verloren. Wieder zurück. Noch einmal muss sie jedoch verschwinden, da Papageno ihrer nicht würdig ist. Pamina versucht sich nun zu töten, was die drei Knaben verhindern. Auch Papageno hat den Verlust seiner Papagena nicht verwunden, die er für einen kurzen Moment in ihrer Schönheit sehen konnte, und will sich an einem Strick erhängen. Auch das können die drei Knaben verhindern. Sarastro stellt jetzt Pamina als Begleiterin von Tamino vor, die er in seinem Mantel eingehüllt zur Schreckenspforte bringt. Die Bühne schließt sich wieder und man sieht an der Schreckenspforte zwei Engelsfiguren mit jeweils einen Flügel. Es sind die zwei Geharnischten, die dort links und rechts vor dem Tor irgendwie festgetackert wurden. Man braucht etwas, um zu erkennen, dass die Figuren echt sind und singen. Das Tor öffnet sich einmal für die Feuerprüfung und ein zweites Mal für die Wasserprüfung. Als die Prüfungen erfolgreich bestanden sind, kommt erneut die Hebebühne zum Einsatz. In einer lila erleuchteten Nacht, haben sich die Verschwörer im Untergrund versammelt und wollen den Palast stürmen. Mit Donner und Blitz fahren sie jedoch gescheitert in die Tiefe. Sarastro und seine Priester nehmen nun Pamina und Tamino in den Tempel auf. Mit einem Klappmechanismus wechseln die Tempelwände von Schwarz zu Gold.
Ich war wirklich angenehm von der Aufführung überrascht. Stefan Cerny als Sarastro singt sich mühelos durch die tiefen Stellen der Basspartie. Gloria Rehm hatte zwar im Mittelteil der Rachearie etwas Schwierigkeiten, dennoch gelangen auch hier die Spitzentöne hervorragen. Meinen Respekt haben die zwei Geharnischten, die da als Türdeko singen mussten. Wann hat man schon mal echte Wiener Sängerknaben in einer Aufführung. Das Orchester spielte hervorragend, sodass man eine tolle Aufführung erleben darf. Meine Erwartungen wurden in der Volksoper durchaus übertroffen und wir hatten eine gelungene Aufführung erleben dürfen. Dass die englischen Obertitel irgendwann einmal ausgefallen sind, kann man verschmerzen. Im 2. Rang saß viel junges Publikum, vorwiegend Schulklassen, die aber äußert gespannt zuhörten. Zum Schluss gab es den verdienten Applaus mit vielen Vorhängen.
Quelle: Die Zauberflöte – Trailer | Volksoper Wien